Pressemitteilung
Fahrradfreundliche Kommune Aschaffenburg?
Fahrradfahrende sind täglich mit den Zumutungen der autofreundlichen Stadt Aschaffenburg konfrontiert vor allem mit Falschparkern auf Fahrrad- und Gehwegen und der absoluten Dominanz des Autoverkehrs. Verbesserungen wurden zwar erzielt, doch ein großer Nachholbedarf von sicheren Fahrradwegen besteht nach wie vor.
Rezertifizierung der Stadt Aschaffenburg als fahrradfreundliche Kommune. So manch ein Fahrradfahrer mag sich bei dieser Nachricht verdutzt die Augen gerieben haben und ins Nachdenken geraten sein. Irgendjemand irrt hier – entweder die Fahrradfahrer, die tagtäglich mit den Zumutungen der autofreundlichen Stadt Aschaffenburg konfrontiert sind, oder die Jury. Nun sollte man annehmen, dass die Menschen, die jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad unterwegs sind, die Lage vor Ort sicherlich zutreffend einschätzen können. Warum beurteilt die Jury die Situation so grundsätzlich anders?
Zunächst ist festzuhalten, dass die Jury eine langfristige Perspektive einnimmt. So wurde festgestellt, dass seit der Haupt-Zertifizierung 2017 Fortschritte beim Ausbau des Radverkehrs gemacht worden sind. Dies soll hier auch nicht abgestritten werden. Nur: Bei Betrachtung des Ausgangsniveaus (kaum sichere Radinfrastruktur vorhanden) ist es viel zu wenig, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Aschaffenburg hat nach wie vor großen Nachholbedarf!
Der Ablauf der Besichtigungstour indes ist – vorsichtig ausgedrückt – mit einem Fragezeichen zu versehen. Denn bei der Tour wurden die wenigen Highlights der hiesigen Radinfrastruktur präsentiert. Kritische Stellen hingegen wurden nicht entsprechend „gewürdigt“ oder sogar gänzlich ausgespart. Das ist sehr bedauerlich und als verpasste Chance zu werten.
Keine Rolle bei der Beurteilung durch die Jury spielten offenbar Themen, die jeden Aschaffenburger Fahrradfahrer umtreiben: die Dominanz des Autoverkehrs und die unzähligen Falschparker. Was hilft eine verkehrsberuhigte Straße, wenn dort reger Durchgangsverkehr herrscht und sich zudem ein Großteil der Autofahrer nicht an die verlangte Schrittgeschwindigkeit hält? Sicher ist eine solche Straße, zumal für die besonders vulnerable Gruppe der Kinder und Jugendlichen, nicht. Und: Was bringen Fahrradwege, die regelmäßig von Falschparkern blockiert werden, und somit Radfahrer zu gefährlichen Ausweichmanövern zwingen? Hier besteht massiver Handlungsbedarf.
Man darf gespannt sein auf die endgültige Auswertung des noch laufenden Fahrradklima-Tests. Laut ADFC fühlen sich die Aschaffenburger Fahrradfahrer nach wie vor nicht sicher im Straßenverkehr – so der Zwischenstandsbericht. Ein Armutszeugnis für eine „fahrradfreundliche“ Kommune.
Katrin Bauer (Kreisschriftführerin)