Pressemitteilung
Mobil mit Kindern – ein Beitrag zur Mobilitätsdebatte
In der Stadt und im Umland ist es möglich, ohne PKW auszukommen. Das beweist eine Familie mit drei Kindern. Ihren PKW hat sie verkauft und bewältigt alle Strecken zu Fuß, mit Fahrrad, Bus, Bahn oder notfalls Carsharing.
Das Interview mit Katrin Bauer (K.B.) führte Bernhard Schmitt (B.S), ÖDP-Stadtrat.
B. S. Katrin, nun ist es fast ein Jahr her, dass ihr euren PKW verkauft habt und auf Carsharing umgestiegen seid. Mich würde jetzt interessieren, wie ihr es geschafft habt, eure drei Kinder dazu zu motivieren, das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel zu betrachten.
K. B. Rückblickend würde ich sagen, dass Verkehrserziehung letztlich bei den ganz Kleinen anfängt.
B. S. Kannst du das bitte näher erläutern?
K. B. Für meine Kinder war es von Anfang an selbstverständlich, sich entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus fortzubewegen. Das Auto fand ich umständlich: Kinderwagen ins Auto packen, Kind in den Maxi Cosi einzwängen, am Zielort alles wieder rückgängig machen und womöglich ein schlafendes Kind wecken, ganz davon abgesehen, dass meine Tochter im Auto meist mit einer fast schon bewundernswerten, aber ohrenbetäubenden Ausdauer gebrüllt hat.
B. S. Wie hast du dich stattdessen organisiert?
K. B. Mit Kinderwagen und Tragetuch kommt man weit. Einkäufe habe ich gerne mit dem Kinderwagen erledigt. In einem robusten Kinderwagen lässt sich viel transportieren. Wir wohnten damals auf der Schweinheimer Höhe, wo die Geschäfte für den alltäglichen Bedarf (Supermarkt, Bäcker, Metzger und Drogeriemarkt) alle fußläufig erreichbar waren. Wenn ich tatsächlich in die Stadt musste, bin ich mit dem Bus gefahren – entweder mit Kind im Kinderwagen oder im Tragetuch. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an die MitarbeiterInnen der städtischen Verkehrsbetriebe aussprechen, die immer sehr rücksichtsvoll waren.
B. S. Wie war es, als dann Kind Nummer zwei und drei dazukamen?
K. B. Nicht viel anders. Sobald ein Kind laufen konnte, lief es eben. Das Kiddyboard, das ich für meine Älteste damals besorgt hatte, wurde kaum benutzt. Wir haben damals sehr viele Wege zu Fuß und / oder mit dem Bus zurückgelegt.
B. S. Und wann kam das Fahrradfahren dazu?
K. B. Damit habe ich begonnen, sobald eines der Kinder selber fahren konnte. Das jeweils jüngere Geschwisterkind saß hinter mir in einem Fahrradsitz auf dem Gepäckträger.
B. S. Viele Eltern beklagen sich, dass sie so viel Zeit aufwenden, um ihre Kinder herumzufahren.
K. B. Bei solchen Äußerungen habe ich mich, ehrlich gesagt, immer gewundert. Wenn man seinen Kindern beibringt, wie sie selber zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus von A nach B kommen, gewinnen Eltern und Kinder langfristig gesehen viel Unabhängigkeit. Das Auto kommt bei uns nur zu Randzeiten in Einsatz, wenn der Weg relativ weit ist und kein ÖPNV verkehrt.