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Alltagsrassismus

Die Bedeutung dessen, was Rassismus ist, wird oft verengt auf die Vergangenheit, auf Nazis oder rechtsextreme Gruppen. Alice Hasters, die Autorin von "Was weiße Menschen nicht über Rasssismus hören wollen, aber wissen sollten", macht deutlich, dass weiße Menschen sich oft in der Position fühlen, zu definieren, wann ein Mensch rassistisch beleidigt worden ist oder nicht. Tejan Lamboi, der Bildungsreferent für das Projekt "Stark gegen Diskriminierung und Gewalt" nennt Vorfälle, die klein erscheinen mögen, aber zusammengenommen und durch stetige Wiederholung einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden von Schwarzen Menschen haben: "Wenn ich gefragt werde: Woher kommst du und was machst du in Deutschland?, wenn ich "Komplimente" bekomme, dass ich gutes und akzentfreies Deutsch spreche, wenn Schwarze Kinder als "Schoko-Babies" bezeichnet werden, wenn jemand nervös wird, weil ich vor dem Bankautomaten hinter ihm stehe ..." Es wird so oft geleugnet oder abgelehnt, dass solche Äußerungen oder Handlungen rassistisch sind.
Tejan Lamboi: "Wenn ich dir auf den Fuß trete, tut es weh, egal ob es von mir beabsichtigt war oder nicht. Wir übertreiben nicht, wenn wir Rassismus ansprechen!"
In ihrem Buch "Exit Racism" schreibt Tupoka Ogette: "Rassismus verschindet nicht nur, weil wir ihn nicht benennen oder nicht sehen wollen. Im Gegenteil: Was passiert ist, dass wir ihn nicht aufdecken können, nicht entlarven und somit eben auch nicht abbauen oder gar pro-aktiv verhindern können."

Ausländerfeindlichkeit und Rassismus treten wir entschieden entgegen. Auf das Schärfste verurteilen wir Gewaltangriffe jeglicher Art ...

(aus dem Grundsatzprogramm der ödp)

Seit dem grausamen Tod von Georges Floyd in Minneapolis gehen Tausende in allen großen Städten in den USA, aber auch hier in Deutschland und Europa auf die Straße und erheben die Stimme gegen Rassismus. Das ist wichtig: Die NSU – Prozesse, Schicksale wie das von Oury Jalloh, Aamir Ageeb oder Achidi John, die im Gewahrsam deutscher Behörden starben, zeigen, dass Rassismus auch in Deutschland tödliche Folgen haben kann. Rassismus ist immer noch in unserer Gesellschaft und ihren Institutionen tief verankert und jederzeit aktivierbar.

Spätestens jetzt sollten wir Solidarität zeigen mit der nicht-weißen Bevölkerung, die auch hier in Deutschland täglich mit Erfahrungen von Rassismus konfrontiert ist: am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, in Schule und Universität, bei vermehrten Polizeikontrollen und in vielen anderen Alltagssituationen.

Alle Menschen sind "frei und gleich geboren". Rassismus ist ein Angriff auf diese Grundidee der Menschenrechte.