Ottobahn
… so wurde kürzlich in der lokalen Presse berichtet.
Fährt man mit dem Rad an der alten Bachgaubahn-Trasse wird einem schnell klar: Eine Wiederbelebung in Form einer herkömmlichen Eisenbahn ist eine Totgeburt! Schienen liegen am Schönbusch nur bis zum Gewerbegebiet Nilkheim. Es wären sehr teure Brücken an der Kreisstraße und der B469 nötig. Ein Bahnhof Großostheim ist platzbedingt kaum sinnvoll machbar. Fahrgäste aus den Bachgau-Ortsteilen müssten erst per Auto / Bus zum Endpunkt kommen und dann dort und ggf. nochmal in Aschaffenburg umsteigen. Da fahren die Leute gleich mit Auto oder Bus. Und eine Museumsbahn will wohl niemand!
Bachgaubahn mal „ganz neu“ denken
Die UBV im Aschaffenburger Stadtrat hatte diesbzgl. sogar schon als Alternative eine Machbarkeits-Studie einer Bachgau-Seilbahn beantragt: INFO Eine Seilbahn hat insbesondere bzgl. Flächen-Verbrauch und Streckenführung durchaus Vorteile.
Aber wenn schon Bachgaubahn, dann sollte man das mit dem großen Ziel Verkehrswende und Nachhaltigkeit einmal ganz neu und zeitgemäß denken:
Kosten
Das Ottobahn-Team rechnet zur Zeit für einen Kilometer Strecke mit Investitions-Kosten von rund 5 Mio. €. Großostheim mit allen Ortsteilen an das Aschaffenburger Zentrum anzuschließen würde bei gut 20 km Strecke wohl über 100 Mio. € kosten. Diesen Betrag wollen unsere Straßen-Bauer ja allein schon für 6 km Ertüchtigung – nicht Neubau! - der B469 ausgeben!
Für ein Modell-Projekt könnten sicher auch ganz erhebliche Zuschüsse der Fach-Ministerien erwartet werden.
Beispiel "H-Bahn"
Die Grundelemente sind serienreif vorhanden, technisch wenig anspruchsvoll und damit preiswert und wartungsarm einsetzbar.
In Dortmund gibt es z.B. bereits das Projekt „H-Bahn“. Diese ist allerdings eher mit einer Straßenbahn vergleichbar, da sie größere Kabinen hat. Weichen ermöglichen Verzweigungen des Fahrwegs.
Die H-Bahn wird von einer zentralen Leitstelle aus überwacht und kommt so ohne Fahrpersonal in den Zügen aus. Sie kann, je nach Auslastung, im Takt- oder im Rufbetrieb eingesetzt werden, wobei im letzteren der Fahrgast sich die Kabine wie einen Personenaufzug per Knopfdruck „bestellt“.
Ähnlich war die Schwebebahn „Aerobus“ (1975!) - ein interessantes, fast filigranes Trage-System – auch so könnten Strecken aussehen.
Weitere Impressionen aus aller Welt, was an Kabinenbahnen bereits in Betrieb ist/ war finden Sie hier.
Vorteile einer Kabinenbahn:
1. Elektro-Antrieb – einfach, leise, wartungsarm – keine Tanks, Akkus nötig
2. Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energie-Quellen möglich – ohne Zwischen-Speicherung in Akkus oder Transformation (Solar-Wasserstoff);
3. automatischer Betrieb
4. selbständig nutzbar für alle Bevölkerungs- und Alters-Gruppen – auch Kinder, Alte, Behinderte;
5. „Mobilitäts-Grundlast“ über 24 Stunden – auch Einzel-Personen nachts / keine „Geister-Züge“;
6. gegenüber Autos erhebliche Reduzierung der mobilen Einheiten wegen erheblicher Standzeit-Verringerung und Vielfach-Nutzung;
7. automatischer Güterverkehr (Container) möglich – bes. außerhalb der Stoßzeiten;
8. flexible Trassen-Gestaltung möglich: über vorhandenen Straßen / über genutzten Flächen (z.B. Gewerbe, Landwirtschaft) / einfache Brücken-Konstruktionen;
9. Verkehrsweg konkurriert nicht mit vorhandenem Straßenraum! Dieser wird entlastet und kann ggf. rückgebaut und zum urbanen Leben verwendet werden.
10. Es reichen leichte (somit kostengünstige) Konstruktionen und größere Spannweiten für Klein-Kabinen (vergleichbar Seilbahn-Kabinen);
11. Elektronische Nutzer-Karten ermöglichen metergenaue Abrechnung gefahrener Strecken. Flexible Tarife (betriebsschwache Zeiten günstiger), Rabatt für Vielfahrer oder bei Verzicht auf eigenes Auto?
12. Sonderwünsche sind leicht möglich - z.B. nachts reine Frauen-Kabine / allein fahren (gegen Aufpreis)
Dem Klima eine Chance geben:
Ottobahn statt Bachgaubahn
Ein Münchner Start-up namens "Ottobahn" will mit künstlicher Intelligenz kleine Kapseln für maximal 4 Passagiere oder Fracht ans Ziel bringen. Die Schwebebahnen brauchen keine Bahnhöfe, denn sie werden die Fahrgäste dort abholen, wo sie gerade sind. Eine intelligente Steuerung soll die Kapseln so koordinieren, dass sie immer freie Fahrt haben.
Eine Teststrecke im Süden von München ist bereits genehmigt. Das futuristische Gondelsystem soll eine echte Alternative zum Automobil werden. Die Kapsel der Kabinenbahn wird per App gerufen, ist sehr leise und bringt die Fahrgäste schnell und vollkommen automatisch in fünf bis zehn Metern Höhe an ihr Ziel.
Statt die Bachgaubahn wiederzubeleben, was aus Platzgründen inzwischen fast unmöglich geworden ist, könnte die Ottobahn Großostheim mit allen Ortsteilen verbinden und über Nilkheim und Leider an das Aschaffenburger Zentrum (Hbf) anschließen.
Ganz neu ist die Idee nicht, mit Seil- oder Schwebebahnen Verkehrslösungen in Städten und ihrem Umland zu bieten. Neu an der Ottobahn ist die immense Flexibiltität, die auf elektronischer Steuerung der Kapseln beruht.
Mit entsprechenden Absenk-Vorrichtungen (Seilzüge oder Hydraulik) können Kabinen fast überall von der Hochstrecke wie ein Fahrstuhl auf den Erdboden kommen. Auch Rollstuhlfahrer oder Fracht-Container können so aufgenommen werden.
In der Stadt sind die Kapseln bis zu 60 Stundenkilometer unterwegs – außerhalb sind durchaus auch Kolonnen mehrerer Kapseln (= verringerter Luftwiderstand) mit hohen Geschwindigkeiten denkbar.
Ist das alles nicht eine viel zu revolutionär neue Technik?
Leider nein: z.B. Krauss-Maffei hatte schon 1974 eine einsatzbereite (!) Teststrecke
Siehe auch: Kabinentaxi
Warum hat sich so etwas dann nicht schon längst durchgesetzt?
Bisher ist unsere Verkehrs-Politik einfach weit überwiegend auto-fixiert. Vielleicht könnten wir ja heute endlich dem Klima und zeitgemäßen Technologien eine Chance geben!